Er fahr ungen:

 

Als Dreirad/Trikefahrer mußt du höllisch auf andere aufpassen. Erstens auf jene die auf deiner Spur entgegen kommen, insbesondere nachts, weil sie glauben du wärest zwei. Also zwei nebeneinanderfahrende Einzelfahrer. Zweitens auf den Straßen/Belagszustand. Ach, beinah hätt ich´s vergessen, die Blindschleichen, also die, die ohne eingeschaltete Beleuchtung fahren. Die Gefahr durch diese Nachtfalter ist nicht zu unterschätzen. Ein Schlagloch findest du immer. Weichst du mit dem rechten Rad aus; hast du links eines erwischt; oder wenn vorne alles gut ging dann rumpelts hinten. Ganz schlimm ist es, wenn du Radwege fährst die Einfahrtbuchten haben oder sich mit Straßen kreuzen. Teuflisch sag ich da nur. Da kommst du dir vor wie ein Schmiermaxe. Du weißt doch, der Beifahrer von Seitenwagenmaschinen. Genau wie der muß man sich, um der Fliehkraft entgegen zu wirken, nicht mit sondern gegen die Neigung des Dreirades/Trike werfen.

Schön ist es wenn Autofahrer hinter dir herfahren müssen. Bei Engpässen oder Gegenverkehr. Oder du fährst in der Lücke langsamer und winkst generös dem Autofahrer, daß er überholen kann. Es gibt aber auch liebe Autofahrer, die lassen dir an der Fußgängerfurt die Vorfahrt.

Sind Fußgänger vor mir und die erkennen nicht sofort meinen Platzbedarf, dann klingle ich nicht sondern rufe einfach "Vorsicht, ich bin dicker als andere". Wenn ich dann vorbeirausche staunen sie Bauklötze.

Wenn Gegenverkehr besteht grüße ich, nicht immer. Werde teilweise zurückgegrüßt. Ehepaare sind sehr dankbar für einen Gruß. Verkappte Rennfahrer äußerst selten. Die schauen auch oft so verbissen, daß ich gar nicht den Mut habe zu grüßen. Bei anderen Sportlern -Jogger und Inlineskater- weiß ich auch nie was richtig ist. Soll ich, soll ich nicht?!?!? Bei Kindern rufe ich immer "Hallo" und ein "Hallo" kommt garantiert zurück.

 

 

Otterstadt. den 17. September 2009

 

 

Erich Peter Kuhn©

Redaktionell ergänzt im Juli 2014

Spezial-Fahrrad findet neuen Nutzer – eine interkulturelle und interkommunale Odyssee

 

Herr Erich Kuhn in der Mittelgasse in Otterstadt konnte sein Spezial-Fahrrad, voll funktionsfähig und bestens gewartet, ausgestattet mit einem dreistufigen Motor zur Unterstützung der Tretbewegung sowie Handhebeln, die mit den Pedalen verbunden sind, nicht mehr weiter nutzen. Er wandte sich also an die Fahrradwerkstatt Waldsee, ob es dort eine sinnvolle Verwendung finden könne. Dr. Alfred Brechensbauer und Eckhard Sans besichtigten dieses doch sehr spezielle Gefährt und machten ein paar Fotos, die sie u.a. dem Seniorenbeirat und der Fahrradwerkstatt Waldsee zur Verfügung stellten. In Fahrradwerkstatt Waldsee des Netzwerkes Asyl fand sich der in Neuhofen lebende Andualem Ferensay aus Äthiopien ein, der wiederum einen Landsmann in Koblenz kannte, für den diese Spezialkonstruktion zu passen schien. Andualem Ferensay und Yetsedaw Mesfin reisten am 15. Juni an zur Besichtigung. Schnell stellte sich heraus, dass das Spezial-Rad genau auf Mesfins Bedürfnisse zugeschnitten war. Ein paar Übungsrunden in Otterstadt und Neuhofen bestätigten: Das Fahren auf diesem Rad klappte auf Anhieb, braucht jedoch einige Übung. Zum Beispiel muss man Kurven langsam nehmen, weil das Gefährt sonst kippt. Die beiden nahmen das Gefährt gleich mit und am nächsten Tag ging`s über Neuhofen, Schifferstadt und Mainz per S-Bahn nach Koblenz. In Mainz mussten die beiden landsmännische Hilfe herbeitelefonieren, weil der Aufzug im dortigen Bahnhof defekt war.

 

In der darauf folgenden Woche kamen Ferensay und Mesfin wieder nach Otterstadt, beladen mit ein paar Flaschen Wein und Äthiopischem Kaffee, um sich bei Erich Kuhn, Dr. Alfred Brechensbauer und Eckhard Sans sehr herzlich zu bedanken. Dabei entstand dieses Bild.

 

Mesfin war an Kinderlähmung erkrankt. Er sagt: In Äthiopien werden Leute mit Handicap nicht respektiert, finden keine Arbeit. Deutschland ist gut. Hier arbeitet er in einer Schreinerei, will einen Beruf erlernen und den Führerschein machen.

 

Und Erich Kuhn ist froh, dass sein Spezial-Rad einen neuen Nutzer gefunden hat. Die Männerrunde freute sich mit ihm über die gelungene Transaktion.

 

 

 

 

 

Kurzfassung:

 

Spezial-Fahrrad findet neuen Nutzer – eine interkulturelle und interkommunale Odyssee

 

Drei Ortsgemeinden der VG Rheinauen, Koblenz sowie vier Menschen waren beteiligt, ein Spezial-Fahrrad mit Elektro- und Fuß- und Handantrieb einem neuen Nutzer zu übergeben.

 

Der Otterstadter Erich Kuhn konnte sein Spezial-Fahrrad, voll funktionsfähig und bestens gewartet, nicht mehr nutzen und bot es der Fahrradwerkstatt Waldsee als Spende an. Die Otterstadter Dr. Alfred Brechensbauer und Eckhard Sans, beide tätig im Arbeitskreis Asyl und in deren Fahrradwerkstatt in Waldsee, machten sich auf die Suche nach einem „geeigneten“ Nutzer. Der Seniorenbeirat wurde angesprochen. Fündig wurde man dann indirekt: Ein behinderter Asylbewerber aus Äthiopien, wohnhaft in Neuhofen, verständigte einen Landsmann in Koblenz. Beide, Andualem Ferensay aus Neuhofen und Yetsedaw Mesfin aus Koblenz, reisten am 15. Juni zur Besichtigung nach Otterstadt. Schnell stellte sich heraus, dass das Spezial-Rad genau auf Mesfins Bedürfnisse zugeschnitten war. Der an den Folgen einer Kinderlähmung leidende Mesfin drehte ein paar Proberunden in Otterstadt, musste lernen, die Kurven langsamer zu fahren und nahm das Rad gleich mit. In der S-Bahn wurde es nach Koblenz gebracht. Eine Woche später kamen Ferensay und Mesfin wieder nach Otterstadt, um sich mit ein paar Flaschen Wein und Äthiopischem Kaffee bei Herrn Kuhn, Dr. Brechensbauer und E. Sans sehr herzlich zu bedanken.

 

Mersfin sagt: In Äthiopien werden Leute mit Handicap nicht respektiert, finden keine Arbeit. Deutschland ist gut. Hier arbeitet er in einer Schreinerei, will einen Beruf erlernen und den Führerschein machen.

 

Und Erich Kuhn ist froh, dass sein Spezial-Rad einen neuen Nutzer gefunden hat. Die Männerrunde freute sich mit ihm über die gelungene Transaktion.

 

 

 

 

Yetsedaw Mesfin auf seinem neuen Rad. Die Krücken hat er vorne quer notdürftig befestigt.
Das muss man noch verbessern.

 

 

Von links: Andualem Ferensay, Erich Kuhn, Yetsedaw Mesfin, Eckhard Sans.
Es fehlt: Dr. Alfred Brechensbauer